Neulich spät am Abend am psychologischen Institut der Uni Zürich. Sagt der Leiter der Fachrichtung "Psychopathologie und Klinische Intervention"
Andreas Maercker in die gemütlich bei einem Glas Rotwein beisammen sitzende, und drum schon an eine leicht feuchtfröhliche gemahnende Runde: "Lasst uns doch mal zusammenzählen die Kosten für die Behandlung von allem, was irgendwie auch nur entfernt mit dem Kopf zu tun hat. Sagen wir: Von Schädeltrauma über Hirnschlag, Autismus, Epilepsie, Depression, Parkinson, Alkoholismus bis Borderlinestörungen, Schlaflosigkeit und, ja, auch Boulimie!"
Für einen Moment verstummt das Gespräch. Alle blicken zur Decke und machen den Anschen, sie dächten über den doch sehr gewagt klingenden Vorschlag nach.
Martin Preisig von der Uni Lausanne ergreift nach gefühlten 30 Sekunden als erster wieder das Wort: "Aber das ergibt doch überhaupt keinen Sinn!"
Karl Schaller von der Uni Genf widerspricht: "Doch, das ergibt eine grosse Zahl."
Michael Weller vom Unispital Zürich fragt trotzdem: "So what?"
Maercker erklärt's ihm: "Die grosse Zahl schreiben wir dann in einen Artikel für 'Swiss Medical Weekly'. Den betiteln wir", Maercker legt seine Stirn in tiefe Falten, denkt nach, und ruft dann aus, "'The costs of disorders of the brain in Switzerland'! Tönt doch genial!"
Skeptiker Preisig brummt, "hmmmm. Wir haben aber gar nicht all die Zahlen!"
"Der Abschnitt, wo wir das drin verstecken, heisst dann eben 'Estimated number of subjects with brain disorders in Switzerland'", entgegnet Maercker, leicht ärgerlich.
Schaller, ein initiativer Mann, nimmt Maerckers Ball auf: "Dazu verfasst meine Sekretärin eine wichtig klingende Medienmitteilung, die mailt sie der Depeschenagentur. Die schreibt das gestelzte Textchen leicht um, schickt ihre Version an ihre Kundschaft und die verbreiten den Mumpitz garantiert unbesehen über ihre Kanäle."
Axel Perkonigg, Uni Zürich, sonst nicht der Schnellste, schiebt sofort nach: "Und was meint ihr, wie dann die Kollegen von den Herz-Kreislauf-Krankheiten dumm aus der Wäsche schauen!"
Allgemeine Heiterkeit bricht aus, sie "high-five"-en einander, auch Preisig ist nach Perkoniggs Einwurf überzeugt, die Sache gilt als beschlossen! Maercker öffnet die nächste Flasche.
Anders als mit diesem frei erfundenen Gespräch kann sich infamy die Entstehung
dieses SMW-Artikels und dessen mediale Verbreitung (z.B.
BaZ,
Blick) schlicht nicht erklären!